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11.04.2017

Parkinson-Forum zieht 300 Teilnehmer an

Appell an Betroffene: "Dabei sein, nicht zurückziehen!"
 
Dass der Bedarf an Informationen  im Landkreis Hameln-Pyrmont zum Thema Parkinson groß ist, konnte man am Samstag, 08. April 2017, im Weserbergland-Zentrum in Hameln erleben. Zum zweiten Mal hat das Krankenhaus Lindenbrunn ein Parkinson-Forum für Patienten und Angehörige veranstaltet. In diesem Jahr haben 300 Personen teilgenommen. Auch über die Landkreisgrenzen hinaus kam man der Einladung des Lindenbrunns nach.

200 Jahre sind vergangen, seitdem James Parkinson im Jahr 1817 zum ersten Mal die Parkinson-Erkrankung beschrieb. Mittlerweile sind neben der typischen Parkinson-Erkrankung, dem Morbus Parkinson, weitere atypische Parkinson-Syndrome entdeckt worden. Die Erkrankung ist vielseitig und Beschwerden nicht immer sofort der Erkrankung zuzuordnen. Allseits bekannt ist das Zittern, der sogenannte Tremor. Doch, dass sich die Krankheit auch durch nicht-motorische Symptome wie Depressionen oder Verstopfung ankündigen kann und begleitet wird, wissen meist nur die Betroffenen und deren Familien.

Während der Vortragsreihe hat Prof. Dr. med. Paul Lingor, Leitender Neurologie-Oberarzt an der Universitätsklinik Göttingen erklärt wie Parkinson entsteht und einen Blick in die Zukunft gewagt. Eine mögliche neue Therapie sei z. B. das Impfen gegen Parkinson bzw. eine Antikörpertherapie. Hierbei sollen krank machende Eiweißstoffe wie verklumptes Alpha-Synuklein aus dem Körper entfernt werden.

Für kräftiges Stühle rücken hatte LSVT®BIG-Therapeutin Julia Stegemann gesorgt. Sie hatte zur Auflockerung der Muskeln ein paar Übungen mitgebracht, bei der alle im Saal mitgemacht haben. Die BIG-Therapie zielt darauf ab, der unbewussten Verkleinerung und Abschwächung der Bewegungen entgegenzuwirken. So werden während dieser Übungen besonders große Schritte und Armbewegungen gemacht.

Frank Michler, Vorsitzender von "Jung und Parkinson – Die Selbsthilfe e.V." (JuP) gehört zu den jung Erkrankten und hat zusammen mit weiteren engagierten Betroffenen den Verein als weiteres Selbsthilfeangebot neben der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. (DPV) gegründet. Beim Parkinson-Forum wurde er durch Bernhard König vertreten. Dieser hat die Teilnehmer bestärkt, Selbsthilfeangebote in Anspruch zu nehmen. Aber auch in der Familie und Freundeskreis solle man offen miteinander reden und sich nicht verschließen. Eine Teilnehmerin hatte es wie folgt zusammengefasst: "Dabei sein, nicht zurückziehen!"

Dr. med. Heike Eggert, Neurologie-Oberärztin im Krankenhaus Lindenbrunn, hat den Zusammenhang zwischen einem Vitamin B12-Mangel und der Parkinson-Erkrankung aufgezeigt. Die langjährig hochdosierte Einnahme von L-Dopa kann zu einem Vitamin B12-Mangel führen, weil beim Abbau von Dopamin Vitamin B12 verbraucht wird. Ein Vitamin B12-Mangel kann sich in der Verstärkung von Gedächtnis- oder Gangstörungen äußern  Er verschlimmert damit die ohnehin häufig auftretenden Beschwerden des Parkinsons weiter. "Wenn ein Mangel vorliegt, sollte man diesen durch Spritzen ins Unterhaut-Fettgewebe ausgleichen", rät Eggert.

Während des Vortrages "Hilfsmittelversorgung bei Parkinson-Syndromen" haben die Referenten hilfreiche Informationen und Tipps für den Alltag mit den Teilnehmern geteilt. So haben Vanessa Wildhage, Leitung Ergotherapie im Krankenhaus Lindenbrunn, und Gerrit Hirsch, Therapieverantwortlicher im Krankenhaus Lindenbrunn, verschiedene Hilfsmittel vorgestellt, die den Alltag der Parkinson-Patienten erleichtern sollen. So z. B. den Tremor-Löffel, der das Zittern mithilfe einer bestimmten Technik deutlich reduzieren könne. Melanie Gierke, Parkinson Nurse und Mitarbeiterin der Pflegeüberleitung, hat über die Übernahme der Kosten und die Beantragung solcher Hilfsmittel bei der Krankenkasse aufgeklärt.

Im Saal wird es laut. Doch das ist vom stellvertretenden Leiter der Sprachtherapie und LSVT®LOUD-Therapeut Hendrik Dreißig so gewollt. Er bittet die Teilnehmer  ihm einige Sprachübungen nachzumachen. Ein stimmgewaltiges "Aaaahhhh" ertönt. Die verschiedenen Übungen sind Bestandteil der LOUD-Therapie und streben an, dass sich die Sprachverständlichkeit über das Erhöhen der Sprechlautstärke verbessert.

Prof. Dr. Christian Winkler PhD, Chefarzt der Neurologie im Krankenhaus Lindenbrunn, sieht die Parkinson-Erkrankung als therapeutische Herausforderung. Die Beschwerden sind variabel und umfassen motorische sowie nicht-motorische Beschwerden. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich durch die neuen Medikamente Safinamid und Opicapon erweitert. Der Einsatz dieser Medikamente muss individuell je nach zu erwartender Wirkung und Nebenwirkung abgewogen werden.

Am Informationsstand des Krankenhauses und in persönlichen Gesprächen mit den Referenten ist auch Zeit gewesen, persönliche Fragen zu beantworten. "Erfreulich ist, dass wir beim diesjährigen Forum in etwa 100 Teilnehmer mehr für die Veranstaltung interessieren konnten. Das bestärkt uns in unserem Empfinden, dass das Interesse am persönlichen Austausch und an aktuellen Informationen zum Forschungsstand und möglichen Therapien von großem Interesse für die Betroffenen ist", resümiert Winkler.




© Angelika Ullmann






© Angelika Ullmann

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